prospect theory

Prospect Theory einfach erklärt – Definition, Ursachen und Auswirkungen

Stell dir vor, du spielst in einem Casino und stehst vor folgender Entscheidung: Du kannst entweder sicher 100 Euro gewinnen oder mit einer 50-prozentigen Chance 200 Euro gewinnen und mit einer 50-prozentigen Chance leer ausgehen. Interessanterweise entscheiden sich die meisten Menschen für die sichere Option, obwohl der erwartete Gewinn in beiden Fällen identisch ist. Doch wenn es um Verluste geht, sieht das Ganze anders aus: Bieten wir den Menschen die Wahl, sicher 100 Euro zu verlieren oder mit einer 50-prozentigen Chance 200 Euro zu verlieren und mit einer 50-prozentigen Chance nichts zu verlieren, dann tendieren sie eher zur riskanten Option. Willkommen in der Welt der Prospect Theory.

In diesem Artikel erfährst du, wie und warum es zu dem Bias kommt, welche Auswirkungen er hat und was man tun kann, um ihn zu erkennen.

Verhaltensökonomie, auch bekannt als Behavioral Economics, untersucht, wie Menschen in der realen Welt Entscheidungen unter Unsicherheit treffen. Die Theorie, die von den Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky entwickelt wurde, zeigt auf, dass unser Risikoverhalten oft durch emotionale und psychologische Faktoren beeinflusst wird und nicht durch reine Rationalität. Der sogenannte Sicherheitseffekt und die Verlustaversion spielen dabei eine wesentliche Rolle.

In diesem Artikel wirst du mehr über die faszinierende Geschichte der Prospect Theory, ihre Hauptkomponenten sowie die psychologischen Mechanismen dahinter erfahren. Außerdem beleuchten wir die Auswirkungen auf Investitionsentscheidungen und wie du diese Theorie anwenden kannst, um fundiertere Entscheidungen zu treffen.

Was ist die Prospect Theory?

Die Prospect Theory, eingeführt von den Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky Ende der 1970er Jahre, revolutionierte die Entscheidungstheorie und erklärt, wie Menschen vor allem im Angesicht von Risiko und Unsicherheit Entscheidungen treffen. Diese Theorie hebt hervor, dass Menschen Verluste stärker wahrnehmen als Gewinne, was als Verlustaversion bekannt ist, eine der zentralen Komponenten der psychologischen Ökonomik.

Im Kern besagt die Prospect Theory, dass Individuen die verhaltensweise wählen, bei der der erwartete subjektive Gewinn multipliziert mit der empfundenen Wahrscheinlichkeit, dass dieser Gewinn eintritt, am höchsten ist. Entscheidend ist hierbei die Einteilung des Entscheidungsprozesses in zwei Stufen: die Bewertung des subjektiven Gewinns einer Variante (Wertfunktion) und die Abschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit des Erfolgs (Gewichtungsfunktion). Diese beiden Stufen sind von verschiedenen kognitiven Verzerrungen beeinflusst.

Entscheidungstheorie

Eine bemerkenswerte Erkenntnis der Prospect Theory ist die Risikowahrnehmung. Bei positiven Ereignissen bevorzugen Menschen sichere Gewinne. Im Umkehrschluss dazu zeigen sie jedoch ein risikoreicheres Verhalten bei negativen Ereignissen und nehmen oft höhere, aber unsichere Verluste in Kauf, um kleinere, sichere Verluste zu vermeiden, was durch den Framing-Effekt beeinflusst wird. Diese Verzerrungen und Referenzpunkte führen dazu, dass rationale Entscheidungen gemäß der klassischen Erwartungsnutzentheorie nicht immer möglich sind.

Zudem spielen Referenzpunkte eine große Rolle in der Entscheidungstheorie, da sie bestimmen, wie Gewinne und Verluste wahrgenommen werden. Beispielsweise kann der gleiche monetäre Betrag unterschiedlich bewertet werden, je nachdem, ob er als Gewinn oder als Verlust im Vergleich zu einem festgelegten Referenzpunkt betrachtet wird. Ein wichtiges Konzept in diesem Zusammenhang ist der Framing-Effekt, bei dem die Art und Weise, wie Informationen präsentiert werden, die Entscheidungsfindung beeinflussen kann.

Die Prospect Theory bietet damit nicht nur ein tiefes Verständnis für Entscheidungsprozesse unter Unsicherheit, sondern auch eine fundierte Erklärung für viele beobachtete Verhaltensanomalien. So zeigt sie beispielsweise, warum Menschen trotz besserer Alternativen oftmals sicher geglaubte, aber weniger profitable Optionen bevorzugen. Zusammenfassend kann man sagen, dass diese Theorie bahnbrechende Einblicke liefert, die weit über die traditionelle ökonomische Theorie hinausgehen.

Geschichte und Entwicklung der Prospect Theory

Die Ursprünge der Prospect Theory liegen in der Unzufriedenheit mit der Erwartungsnutzentheorie, welche von einem vollkommen rational handelnden Homo oeconomicus ausgeht. Daniel Kahneman und der verstorbene Amos Tversky formulierten die Theorie 1979 als Reaktion darauf. Ihre Arbeit zeigte, dass Menschen in der Realität oft irrational handeln und Entscheidungsverhalten von psychologischen Faktoren wie kognitive Verzerrungen beeinflusst wird.

Die Ursprünge der Theorie

Ein zentraler Punkt der Theorie ist die asymmetrische Bewertung von Verlusten und Gewinnen. Kahneman und Tversky stellten fest, dass Verluste schmerzhafter sind als gleichwertige Gewinne freudig sind. Ihre Forschung führte zu einer hypothetischen Wertfunktion, die zeigt, wie Menschen Verluste und Gewinne relativ zu einem individuellen Referenzpunkt bewerten.

Differenz Prospect Theory Erwartungsnutzentheorie
Verlustaversion Schmerzen bei Verlusten sind größer als Freude bei Gewinnen Gleiche Gewichtung von Verlusten und Gewinnen
Risikoaversität in Gewinnen, Risikofreude in Verlusten 70% der Individuen zeigen dieses Verhalten MEB (Maximierung des erwarteten Nutzens)
Gewichtung von Wahrscheinlichkeiten 80% überbewerten unwahrscheinliche Ereignisse und unterbewerten fast sichere Ereignisse Rationale Gewichtung

Weiterentwicklungen und Einflüsse

Die Weiterentwicklungen und Einflüsse der Prospect Theory sind vielseitig. Forscher wie Shefrin und Statman (1985) zeigten empirisch den Dispositionseffekt in Anlageverhalten auf. Andere Erweiterungen umfassen die Integration von kognitive Verzerrungen und heuristische Entscheidungen, die das Entscheidungsverhalten in diversen Kontexten beleuchten. Durch diese Anpassungen wurde die Theory zu einem wesentlichen Bestandteil der Wirtschaftspsychologie und half, zahlreiche Verhaltensanomalien zu erklären, die mit rationalen Modellen unvereinbar sind.

Insgesamt hat die Prospect Theory tiefgreifende Auswirkungen auf verschiedene Felder wie Wirtschaft, Politik und Psychologie und fördert unser Verständnis darüber, wie Menschen tatsächlich Entscheidungen treffen.

Hauptkomponenten: Verlustaversion und Sicherheitseffekt

Die Hauptkomponenten der Prospect Theory, nämlich Verlustaversion und Sicherheitseffekt, sind zentral für die Entscheidungsfindung und Risikopräferenz. Diese Konzepte beeinflussen maßgeblich das menschliche Verhalten in Entscheidungsprozessen, insbesondere in Situationen der Unsicherheit.

Der Sicherheitseffekt

Der Sicherheitseffekt beschreibt das paradoxe Verhalten, bei dem Menschen sichere Gewinne bevorzugen, jedoch Risiken eingehen, wenn es um sichere Verluste geht. Dies wurde in zahlreichen Experimenten bestätigt, darunter die analysierten Ergebnisse des Chi² goodness-of-fit-Tests. Insbesondere zeigte Tabelle 13 eindrucksvoll die statistische Relevanz dieser Sicherheitspräferenz.

Außerdem haben vielfältige Studien bestätigt, dass Menschen in der Regel wahrscheinliche Gewinne unterbewerten, was ihre Entscheidungsfindung beeinflusst. Der Sicherheitseffekt spielt eine bedeutende Rolle bei der emotionalen Wirkung von Verlusten, da er zeigt, wie stark Verluste die Wahrnehmung und das Handeln beeinflussen.

Verlustaversion

Verlustaversion, eine zentrale Komponente der Prospect Theory, offenbart, dass Menschen Verluste schwerer gewichten als gleich hohe Gewinne. Diese Risikopräferenz führt oft zu irrationalen Entscheidungen, wie durch den Mc Nemar-Test in Tabelle 5 und den Chi² goodness-of-fit-Test in Tabelle 7 belegt wurde.

Ein prägnantes Beispiel ist die emotionale Wirkung von Verlusten, die dazu führt, dass Individuen oft riskantere Entscheidungen treffen, um Verluste zu vermeiden. Diese Tendenz wurde durch umfassende Analysen in der Forschung, wie in Abbildung 1 gezeigt, bestätigt. Auch die Online-Umfragen, die in der Studie genutzt wurden, unterstreichen die allgegenwärtige Natur der Verlustaversion und ihre Auswirkungen auf die Entscheidungsfindung.

Verlustaversion hat tiefgreifende Auswirkungen auf Finanzentscheidungen, Anlagestrategien und sogar alltägliches Konsumverhalten. Die Erkenntnis, dass Verluste emotional stärker wirken als Gewinne, hilft uns, komplexe Verhaltensmuster zu verstehen und bessere strategische Entscheidungen zu treffen.

Psychologische Mechanismen hinter der Prospect Theory

Die Mechanismen der kognitive Psychologie, die der Prospect Theory zugrunde liegen, sind faszinierend und komplex. Bei genauem Hinsehen offenbaren sich zwei zentrale Effekte, die die Entscheidungsprozesse stärker beeinflussen als man meinen könnte. Diese Effekte sind nicht nur Teil theoretischer Modelle, sondern haben auch reale Auswirkungen auf das tägliche Leben und die wirtschaftlichen Entscheidungen.

Gewissheitseffekt

Der Gewissheitseffekt beschreibt die Tendenz der Menschen, sichere Ausgänge gegenüber unsicheren, aber wahrscheinlichen, vorzuziehen. Diese Bevorzugung erfolgt besonders bei Entscheidungen im Bereich von Gewinnen. Daniel Kahneman und Amos Tversky zeigten in ihren Studien, dass der Gewissheitseffekt zu erheblichen kognitive Entlastung bei den Entscheidungsprozessen beiträgt. Dies führt oft dazu, dass Menschen bei bestimmten sicheren Alternativen bleiben, selbst wenn unsichere Alternativen attraktiver sein könnten.

Isolationseffekt

Der Isolationseffekt tritt auf, wenn Menschen Entscheidungen rationalisieren, indem sie ähnliche Informationen ignorieren, um die kognitive Belastung zu reduzieren. Durch dieses Framing werden Optionen so präsentiert, dass riskanteres Verhalten ausgelöst wird, vor allem wenn Wahrscheinlichkeiten sehr kleine oder große Chancen aufweisen. Martin Weber’s Papier „Besitztumseffekte: Eine theoretische und experimentelle Analyse“ zeigt eindrucksvoll, dass kognitive Psychologie und kognitive Entlastung zentrale Rollen spielen, indem es die Diskrepanz zwischen Kauf- und Verkaufspreisen untersucht.

Zusammengefasst verdeutlichen Gewissheits- und Isolationseffekt, wie stark psychologische Mechanismen unsere Entscheidungsprozesse beeinflussen und letztlich die Theorie des Prospect Models stützen.

Auswirkungen der Prospect Theory auf Investitionsentscheidungen

Die Prospect Theory, die 1979 von den Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky entwickelt wurde, hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Anlageverhalten und die Finanzmarktpsychologie. Eine zentrale Erkenntnis dieser Theorie ist, wie Menschen Gewinne und Verluste asymmetrisch bewerten. Verluste werden stärker gefürchtet als Gewinne geschätzt – ein Phänomen, das als Verlustaversion bekannt ist. Dies hat entscheidende Auswirkungen auf das Portfoliomanagement, da Investoren häufig sicherere Anlagen bevorzugen, obwohl riskantere Optionen möglicherweise höhere Renditen bieten könnten.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Prospect Theory ist, wie Wahrscheinlichkeiten subjektiv gewichtet werden. Menschen neigen dazu, kleine Wahrscheinlichkeiten zu überschätzen und sehr große Wahrscheinlichkeiten zu unterschätzen. Dies kann dazu führen, dass Investoren übermäßig vorsichtig oder zu risikofreudig sind – beides kann das Risikomanagement beeinträchtigen. Framing-Effekte spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle: Die Art und Weise, wie Informationen präsentiert werden, beeinflusst das Verhalten erheblich.

Die Verlustvermeidung, bzw. Verlustaversion, kann erklären, warum Anleger Schwierigkeiten haben, sich von gut laufenden Investitionen zu trennen, selbst wenn andere Investitionsmöglichkeiten eine höhere Rendite versprechen. Strategien zur Verbesserung der risikoadjustierten Rendite und systematische Investitionsansätze können jedoch helfen, die negativen Einflüsse der Prospect Theory zu überwinden. Durch die Berücksichtigung von risikoadjustierten Entscheidungen und die Vermeidung von emotional getriebenen Anlageentscheidungen können langfristig robustere Investitionsergebnisse erzielt werden.

FAQ

Was ist die Prospect Theory und wer hat sie entwickelt?

Die Prospect Theory ist ein Verhaltensökonomie-Modell, das 1979 von Daniel Kahneman und Amos Tversky entwickelt wurde. Sie untersucht, wie Menschen Entscheidungen unter Unsicherheit treffen und berücksichtigt Irrationalitäten, die durch psychologische Faktoren bedingt sind.

Was sind die Hauptkomponenten der Prospect Theory?

Die zwei Hauptkomponenten der Prospect Theory sind die Verlustaversion und der Sicherheitseffekt. Verlustaversion bedeutet, dass Menschen Verluste stärker gewichten als gleichwertige Gewinne. Der Sicherheitseffekt beschreibt die Präferenz für sichere Ausgänge gegenüber nur wahrscheinlichen, insbesondere im Bereich von Gewinnen.

Wie unterscheidet sich die Prospect Theory von der klassischen Erwartungsnutzentheorie?

Im Gegensatz zur klassischen Erwartungsnutzentheorie, die von einem vollständig rationalen Homo oeconomicus ausgeht, berücksichtigt die Prospect Theory die psychologischen Faktoren und die damit verbundenen Irrationalitäten in der Entscheidungsfindung. Somit bietet sie eine realistischere Sicht auf das menschliche Verhalten unter Unsicherheit.

Wie beeinflusst die Verlustaversion das Entscheidungsverhalten von Menschen?

Verlustaversion führt dazu, dass Menschen Verluste schwerer gewichten als Gewinne gleicher Höhe. Dies beeinflusst Finanzentscheidungen und Anlagestrategien, da Menschen dazu neigen, riskanter bei möglichen Verlusten zu handeln und sicherer bei möglichen Gewinnen.

Was ist der Framing-Effekt in der Prospect Theory?

Der Framing-Effekt beschreibt, wie die Formulierung oder Darstellung von Entscheidungsoptionen die Wahl zwischen diesen beeinflussen kann. Je nachdem, ob eine Option als Gewinn oder Verlust präsentiert wird, reagieren Menschen unterschiedlich darauf.

Was versteht man unter dem Gewissheitseffekt?

Der Gewissheitseffekt ist die Tendenz, sichere Gewinne gegenüber nur wahrscheinlichen Gewinnen zu bevorzugen. Dies geschieht auch dann, wenn die wahrscheinlichen Gewinne insgesamt einen höheren Wert haben könnten.

Was ist der Isolationseffekt?

Der Isolationseffekt tritt auf, wenn Menschen bei der Entscheidungsfindung ähnliche Informationen ignorieren, um die kognitive Belastung zu reduzieren. Dies führt oft zu einer übermäßigen Rationalisierung von Optionen und kann riskanteres Verhalten fördern.

Wie wirkt sich die Prospect Theory auf Investitionsentscheidungen aus?

Die Prospect Theory erklärt, wie Darstellungen von Gewinnen, Verlusten und Wahrscheinlichkeiten die Auswahl von Anlagemöglichkeiten beeinflussen. Sie zeigt, dass Verlustaversion eine größere Rolle spielen kann als das Streben nach höherem Gewinn und verdeutlicht, dass Framing und Risikoalarmsignale erheblichen Einfluss haben können.

Welche Rolle spielen kognitive Verzerrungen in der Prospect Theory?

Kognitive Verzerrungen, wie der Gewissheitseffekt und der Isolationseffekt, sind zentrale Mechanismen in der Prospect Theory. Sie zeigen, wie psychologische Faktoren und Heuristiken das Entscheidungsverhalten in unterschiedlichen Kontexten beeinflussen können.