survivor bias

Survivor Bias einfach erklärt – Definition, Ursachen und Auswirkungen

Stell dir Folgendes vor: Du sitzt in einem schicken Café und unterhältst dich mit Freunden über die beeindruckendsten Erfolgsgeschichten, die du je gehört hast. Elon Musk, Steve Jobs, Oprah Winfrey – die Liste ist lang und unglaublich inspirierend. Man könnte meinen, der Erfolg liegt in der Luft und es braucht einfach nur ein wenig Mut, um ihn zu ergreifen, oder? Doch halt, genau hier schleicht sich ein Denkfehler ein, der als Survivor Bias bekannt ist.

Der Survivor Bias, oder auf Deutsch Überlebenden-Irrtum, beschreibt ein Phänomen, bei dem die kognitive Verzerrung dadurch entsteht, dass wir nur die erfolgreichen Fälle betrachten und die gescheiterten ignorieren. Dadurch überschätzen wir systematisch die Erfolgswahrscheinlichkeiten und unterschätzen dabei alle Hindernisse und Schwierigkeiten, die andere auf dem Weg zum Erfolg überwinden mussten. Ein klassisches Beispiel: Während des Zweiten Weltkriegs analysierte die US-Armee die verwundeten Flugzeuge, die von Missionen zurückkehrten, und ignorierte die abgeschossenen. Dies führte zu Fehlurteilen darüber, welche Teile der Flugzeuge verstärkt werden sollten.

In diesem Artikel erfährst du, wie und warum es zu dem Survivor Bias kommt, welche Auswirkungen er hat und was man tun kann, um ihn zu erkennen und zu vermeiden. Lies weiter, um die Tiefe dieses faszinierenden kognitiven Verzerrung zu verstehen und zu lernen, wie du fundierte Entscheidungen treffen kannst.

Definition des Survivor Bias

Der Survivor Bias beschreibt eine kognitive Verzerrung, bei der nur auf erfolgreiche Beispiele zurückgegriffen wird, während Misserfolge ignoriert werden. Dies führt oft zu einem Irrtum in der Einschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit. Besonders relevant wird dieser Effekt in der militärischen Entscheidungsfindung, der Finanzwelt und der Evaluierung von Start-up-Unternehmen.

Survivor Bias

Was ist Survivor Bias?

Survivor Bias tritt auf, wenn Menschen ihre Schlussfolgerungen nur auf diejenigen Einheiten stützen, die „überlebt“ oder Erfolg gehabt haben, und dabei vergessen, die weniger offensichtlichen, gescheiterten Beispiele in ihre Überlegungen einzubeziehen. Es handelt sich um eine verbreitete kognitive Verzerrung, die vor allem in der Bewertung der Erfolgswahrscheinlichkeit eine große Rolle spielt.

Ursprung und Geschichte

Der Begriff des Survivor Bias hat seinen Ursprung im Zweiten Weltkrieg. Damals analysierte der Mathematiker Abraham Wald zusammen mit US-Navy-Ingenieuren die beschädigten Flugzeuge, die von ihren Einsätzen zurückkehrten. Sie stellten fest, dass die Panzerung der Flugzeuge nicht aufgrund der sichtbaren Einschusslöcher verstärkt werden sollte. Vielmehr sollten die weniger offensichtlichen Einschussstellen berücksichtigt werden, um zukünftige Verluste zu minimieren. Diese prägnante Analyse half, akkurate und nachhaltige strategische Entscheidungen zu treffen, was den militärischen Entscheidungsfindungsprozess positiv beeinflusste.

Auch in der Finanzwelt spielt der Survivor Bias eine entscheidende Rolle. Studien haben gezeigt, dass der Bias in der Überlebensverzerrung etwa 0.9% pro Jahr in der US-Mutual-Fund-Industrie ausmacht. Dieser Irrtum führt dazu, dass die Performance von Fonds überbewertet wird, da nur die überlebenden Fonds in die Auswertung einfließen.

Gebiet Beispiele Einfluss von Survivor Bias
Finance Mutual Funds Skewed Performance Ergebnisse
Entrepreneurship Start-ups Unrealistiche Erfolgsprognosen
Militärische Entscheidungsfindung Flugzeug Panzerung im WW2 Bessere strategische Entscheidungen

Die Beispiele zeigen die Bandbreite des Survivor Bias und wie wichtig es ist, sich dieses Irrtums bewusst zu sein, um fundierte und realistische Entscheidungen zu treffen. Ob in der Finanzwelt, der Startup-Branche oder der historischen militärischen Planung – die korrekte Berücksichtigung aller Daten, nicht nur der erfolgreichen, ist entscheidend.

Hauptursachen des Survivor Bias

Der Survivor Bias entsteht oft unbewusst und hat verschiedene Hauptursachen. Einer der Schlüsselfaktoren ist die Neigung des menschlichen Gehirns, Komplexität zu reduzieren, indem es auf Heuristiken und Erfahrungen zurückgreift. Dies führt zu Wahrnehmungsfehlern und Selbstüberschätzung, da wichtige Datenpunkte, wie Misserfolge, häufig unbewusst ausgeschlossen werden. Der Prozess der Datenerhebung ist hier entscheidend, denn nur durch eine umfassende Datenerhebung und sorgfältige Datenaufbereitung können diese Verzerrungen minimiert werden.

Überlebenden-Verzerrung: Wie sie entsteht

Ein klassisches Beispiel für die Entstehung von Survivor Bias lässt sich im Zweiten Weltkrieg finden. Während des Krieges wurden zahlreiche britische Kampfflugzeuge abgeschossen; die Überlebenden kehrten stark beschädigt zurück. Ingenieure analysierten diese Flugzeuge und verstärkten die Panzerung an den Stellen, die die meisten Einschusslöcher aufwiesen. Doch was sie nicht berücksichtigten, waren die Flugzeuge, die abgestürzt waren – die eigentlich kritischen Trefferzonen blieben ungeschützt. Dies zeigt, wie Wahrnehmungsfehler und Selbstüberschätzung, in Verbindung mit mangelhafter Datenaufbereitung, zu falschen Schlussfolgerungen führen können.

Beispiele aus verschiedenen Bereichen

Survivor Bias tritt in vielen Bereichen auf. In der Wirtschaft schließen laut einer Studie von Morningstar viele Investmentfonds aufgrund von mangelndem Anlegerinteresse oder unzureichenden Gewinnen. Die remaining Fonds erscheinen somit erfolgreicher als sie tatsächlich sind, ein klassisches Beispiel von Selbstüberschätzung durch fehlerhafte Heuristiken.

„Die Zeitung Wall Street Journal fand heraus, dass die Gewinne von Aktienfonds oft nicht so hoch sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen.“

In der Medizin wird ebenfalls Survivor Bias beobachtet. Oft werden nur die Patienten in Statistiken einbezogen, die lange genug überlebt haben, um experimentelle Therapien zu erhalten. Dies beeinflusst die Erhebung und Aufbereitung von Daten und führt zu verzerrten Resultaten. Ein weiteres Beispiel findet sich in der Technologie, wo bei der Observability-Telemetrie Sampling-Methoden genutzt werden. Diese Methoden, wie Head-Based und Tail-Based Sampling, können durch selektive Datenerhebung zu Überlebensirrtümern führen. Effektive Instrumentierung in Echtzeit ist unerlässlich, um diese Verzerrungen zu vermeiden.

  1. Verstärkung der Panzerung an britischen Flugzeugen während des Zweiten Weltkrieges.
  2. Investieren auf Basis erfolgreicher Fonds und Ignorieren geschlossener Fonds.
  3. Berücksichtigung nur der überlebenden Patienten in medizinischen Studien.
  4. Sampling-Methoden in der Observability-Telemetrie, die zu verzerrten Daten führen.

Survivor Bias in der Medizin und Architektur

Im Bereich des medizinischen Fortschritts ist das Phänomen des Survivor Bias besonders problematisch. Dies zeigt sich beispielsweise bei Studien zu experimentellen Therapien, bei denen Patienten, die längere Überlebenszeiten nach etablierten Behandlungen aufweisen, überrepräsentiert sind. Der Einsatz von experimentellen Therapien liefert daher möglicherweise verzerrte Resultate, die keine verlässlichen Aussagen über ihre Allgemeingültigkeit machen können. Eine umfassende Darstellung dieses Themas bietet der Artikel Survivorship Bias.

Auch im Bereich der architektonischen Erhaltung zeigt sich der Survivor Bias. Es entsteht die Annahme, dass ältere Gebäude grundsätzlich eine höhere Bauqualität aufweisen. Der Grund hierfür ist, dass nur die besten und stabilsten Bauten die Zeit überdauern und in Heutiger Betrachtung als Beispiele hervorragender Architektur gesehen werden. Diese verzerrte Wahrnehmung kann dazu führen, dass moderne Bauten ungerechtfertigt kritisch beurteilt werden, weil ihre Langzeitbeständigkeit noch nicht bewiesen werden kann.

Um die Komplexität des Survivor Bias sowohl in medizinischen als auch in architektonischen Kontexten besser zu verstehen, bietet sich ein Blick auf verschiedene Studien und Daten an:

Studie Teilnehmer Fokus
EGFR-Inhibition bei Darmkrebs 162-171 Wirksamkeit von Kombi-Therapien
AZD4547 bei Lungenkrebs 1847-1852 Phase II Untersuchung
cfDNA für Genomprofile bei Tumoren 1388-1398 Machbarkeitsstudie
Palbociclib bei Bauchspeicheldrüsenkrebs Nicht spezifiziert Zielgerichtete Therapie
Durvalumab bei Lungenkrebs 178-186 Phase II Untersuchung

Diese Studien verdeutlichen die Wichtigkeit, sowohl Erfolge als auch Misserfolge zu analysieren, um eine ausgewogene Perspektive auf den medizinischen Fortschritt und die architektonische Erhaltung zu bekommen. Nur so lassen sich fundierte und vor allem realistische Einschätzungen treffen.

Auswirkungen des Survivorship Bias in der Wirtschaft

Der Survivorship Bias hat tiefgreifende Auswirkungen auf viele Bereiche der Wirtschaft. Besonders in den Bereichen Investmentfonds und Unternehmensgründungen zeigt sich, wie fehlerhafte Wahrnehmungen zu falschen Investmententscheidungen und übersteigerte Erwartungen führen können.

Beispiel: Investmentfonds

In der Welt der Investmentfonds zeigt der Survivorship Bias, dass die Leistung der überlebenden Fonds oft überschätzt wird. Studien belegen, dass die Unterschiede in der Höhe des End-of-Sample Survivorship Bias zwischen Gleichgewichtung und Wertgewichtung auf das Sterben kleinerer Fonds hinweisen. Die Fondsperformance wird durch positive Skaleneffekte und höhere Inflows langfristig gesteigert, doch es zeigt sich auch, dass nur diejenigen Fonds überleben, die bereits hohe vergangene Flows aufweisen. Interessanterweise investiert ein Großteil der Anleger bevorzugt in Fonds mit guter vergangener Performance, ein Phänomen, das als „Performancejagd“ bezeichnet wird. Ein informativer Link über den Survivorship Bias in der Finanzwelt finden Sie hier.

Fondsgröße Fund Flows Performance
Klein Niedrig Nicht Überlebensfähig
Mittel Mittel Variierend
Groß Hoch Höchst Leistungsfähig

Beispiel: Unternehmensgründungen

Bei der Betrachtung von Unternehmensgründungen verzerren Erfolgsgeschichten von überlebenden Start-ups das Bild vom echten Startup-Erfolg. Viele junge Firmen scheitern, doch diese Misserfolge werden selten beachtet. Durch diese Risikoüberschätzung werden zukünftige Gründer zu optimistischen Annahmen verleitet, die nicht der Realität entsprechen. Ein bewährtes Geschäftskonzept zu kopieren, ohne dabei auf vergangene Fehlversuche zu achten, kann in eine finanzielle Falle führen. Historische Fälle, wie die Dotcom-Blase oder die globale Finanzkrise von 2008, zeigen, wie gravierend die Folgen des Survivorship Bias sein können.

Konsequenzen für Anleger und Start-ups

Für Anleger und Start-ups bedeutet das Bewusstsein über den Survivorship Bias, dass sie bessere und fundierte Entscheidungen treffen müssen. Betrachtet man nur die erfolgreichen Beispiele, ignoriert man die Risiken und die Realität vieler Misserfolge. Letztlich führt die Risikoüberschätzung zu unrealistischen Erwartungen und möglichen Fehlinvestitionen, was sowohl finanzielle als auch strategische Nachteile mit sich bringt. Um fundierte Investmententscheidungen zu treffen und realistische Erfolgschancen zu bewerten, sollte diese Verzerrung stets berücksichtigt werden.

Maßnahmen zur Vermeidung des Survivor Bias

Um den Survivor Bias zu bekämpfen, ist ein durchdachtes Risikomanagement unerlässlich. Beim systematisierten Investieren sollten klare Regelwerke und Strukturen festgelegt werden, um sicherzustellen, dass sowohl erfolgreiche als auch gescheiterte Investitionen gleichwertig analysiert werden. Dabei hilft eine Fundamentaldatenanalyse, die es ermöglicht, ein umfassendes und ausgewogenes Bild der Investments zu erhalten. Auf diese Weise können verzerrte Einschätzungen vermieden und fundierte Entscheidungen getroffen werden.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Durchführung von prospektiven Studien, die nicht nur auf historische Daten bauen, sondern auch zukünftige Entwicklungen und potenzielle Risiken einbeziehen. Hierbei ist die Einbeziehung von Kontrollgruppen von zentraler Bedeutung, um verzerrte Ergebnisse zu vermeiden. Auch in der Medizinforschung kommen solche Studien regelmäßig zum Einsatz, um zuverlässig und objektiv die Wirksamkeit neuer Behandlungsansätze zu überprüfen.

Generell gilt, dass eine Vielfalt an Perspektiven und Datenquellen essenziell ist, um den Survivor Bias zu minimieren. In der Wirtschaft beispielsweise sollten nicht nur erfolgreiche Unternehmen analysiert, sondern auch gescheiterte Unternehmungen untersucht werden, um ein realistisches Bild der Marktbedingungen und Erfolgsfaktoren zu erhalten. Gleiches gilt in der Medizinforschung, wo auch Studienergebnisse von weniger erfolgreichen Behandlungsansätzen sorgfältig durchleuchtet werden müssen.

FAQ

Was ist Survivor Bias?

Survivor Bias, auch bekannt als Überlebenden-Verzerrung, ist eine kognitive Verzerrung, bei der Erfolge überbewertet werden, weil erfolgreiche Beispiele präsenter sind als nicht erfolgreiche. Dies führt zu einer systematischen Überschätzung von Erfolgswahrscheinlichkeiten und kann unser Urteilsvermögen sowie Entscheidungen maßgeblich beeinflussen.

Woher stammt der Begriff Survivor Bias?

Der Ursprung des Begriffs reicht zurück bis in den Zweiten Weltkrieg. US-Navy-Ingenieure und der Mathematiker Abraham Wald vermieden bei der Analyse von Flugzeugpanzerungen falsche Schlussfolgerungen, indem sie gerade die weniger offensichtlichen Einschusslöcher berücksichtigten.

Wie entsteht der Survivor Bias?

Survivor Bias entsteht, wenn unser Gehirn versucht, Komplexität zu reduzieren und Entscheidungen auf Grundlage von Heuristiken und Erfahrungen trifft. Dadurch werden Datenpunkte, die Misserfolge darstellen, oft unbewusst ausgeschlossen.

Welche Beispiele gibt es für den Survivor Bias?

Beispiele für Survivor Bias finden sich in der Wirtschaft, beim Liquidieren erfolgloser Fonds, bei Kundenumfragen sowie bei Unternehmensgründungs-Seminaren, die oft nur erfolgreiche Gründer präsentieren. In der Medizin werden oft Patienten ausgewertet, die lang genug überleben, um experimentelle Therapien zu erhalten.

Wie zeigt sich Survivor Bias in der Medizin?

In der Medizin wird der Survivor Bias deutlich, wenn z.B. Krebs-Patienten, die etablierte Behandlungen ablehnen, in Studien zu experimentellen Therapien aufgrund ihres längeren Überlebens überrepräsentiert sind

Welche Auswirkungen hat der Survivor Bias in der Architektur?

In der Architektur führt der Bias zu der Annahme, dass ältere Gebäude grundsätzlich besser gebaut seien, da qualitativ hochwertige Bauten länger erhalten bleiben und so vermehrt in die Betrachtung einfließen.

Wie beeinflusst der Survivor Bias die Wirtschaft?

In der Wirtschaft kann der Survivor Bias zu falschen Schlussfolgerungen führen, etwa wenn nur die Performance überlebender Fonds betrachtet wird und gescheiterte Fonds unberücksichtigt bleiben. Dies führt zur überschätzten Darstellung der Fondsperformance.

Wie wirkt sich der Survivor Bias auf Unternehmensgründungen aus?

Bei Unternehmensgründungen kommt es häufig vor, dass nur die Erfolgsgeschichten von Überlebenden berücksichtigt werden. Dadurch entsteht ein unrealistisches Bild vom Startup-Erfolg, das Anleger und Gründer irreführen kann.

Welche Maßnahmen helfen gegen den Survivor Bias?

Um potenzielle Überlebensverzerrungen zu vermeiden, wird empfohlen, systematisierte Investitionsansätze zu verfolgen, bei denen klare Regelwerke und Portfoliostrukturierungen einfließen. Prospektive Studien und die Einbeziehung von Kontrollgruppen in die Datenanalyse sind geeignete Methoden. Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Fundamentaldaten von Investitionen gelegt werden, und es sollten Maßnahmen ergriffen werden, um ein ausgewogenes Bild zu bekommen, das sowohl ‚Überlebende‘ als auch ‚Gescheiterte‘ umfasst.