correspondence bias

Correspondence Bias einfach erklärt: Warum wir Verhalten oft der Persönlichkeit zuschreiben

Stell dir vor, du siehst jemanden vor dir in der Schlange an der Supermarktkasse ausrasten. Sofort denkst du: „Was für ein cholerischer Mensch!“ Dabei könnte der Grund für das aufbrausende Verhalten genauso gut sein, dass die Person an diesem Tag bereits mehrere Katastrophen erlebt hat – von einem geplatzten Reifen bis zu einem gekündigten Arbeitsvertrag. Doch unsere natürliche Tendenz, Verhalten auf Persönlichkeitseigenschaften statt auf situative Umstände zurückzuführen, lässt uns oft zu einer vorschnellen und einseitigen Einschätzung kommen. Dies ist der sogenannte Attributionsfehler, auch bekannt als Correspondence Bias oder Korrespondenzverzerrung.

In diesem Artikel erfährst du, wie und warum es zu diesem Bias kommt, welche Auswirkungen er hat und was man tun kann, um ihn zu erkennen.

Was ist Correspondence Bias?

Der Correspondence Bias, auch bekannt als fundamentaler Attributionsfehler, ist ein Phänomen aus der Sozialpsychologie. Es beschreibt die Tendenz, das Verhalten einer Person eher auf ihre Persönlichkeit und andere dispositionale Faktoren zurückzuführen, statt externe oder situative Einflüsse zu berücksichtigen. Dieser Attributionsfehler wurde erstmals 1967 durch das Experiment von Jones und Harris hervorgehoben.

Das grundlegende Problem des Correspondence Bias besteht darin, dass Menschen dazu neigen, die Wirkung von situativen Einflüssen zu unterschätzen und den Einfluss von Verhalten und Persönlichkeit zu überschätzen. Typischerweise glaubt man etwa, dass jemand der einen fehlerhaften Automaten tritt, von Natur aus wütend ist, anstatt die frustrierende Situation zu berücksichtigen.

Correspondence Bias

Forschungsergebnisse, wie die Arbeiten von Gilbert und Malone (1995), zeigen, dass dieser Attributionsfehler stark in unseren Beurteilungen verankert ist. Ein Grund für diesen Bias könnte evolutionäre Wurzeln haben. Früher war es für das Überleben entscheidend, die Absichten und Charakterzüge anderer Mitglieder der sozialen Gruppe richtig zu bewerten.

Um mehr über den Correspondence Bias zu erfahren und warum wir oft das Verhalten anderer Fehlinterpretieren, besuchen Sie diesen Link, der weitere spannende Einblicke bietet.

Historischer Hintergrund des Correspondence Bias

Die Attributionstheorie ist ein zentraler Bestandteil der Sozialpsychologie Geschichte. In den 1950er Jahren stellte Fritz Heider die Grundlagen dieser Theorie auf, insbesondere den fundamentalen Attributionsfehler. Heider erkannte, dass Menschen dazu neigen, das Verhalten anderer Personen eher ihren Persönlichkeitsmerkmalen als situativen Faktoren zuzuschreiben.

Im Wintersemester 2006/2007 an der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg wurden unter der Leitung von Prof. Dr. Fritz Strack im Kurs Sozialpsychologie I durch den Dozenten Roland Pfister verschiedene Theorien und Konzepte zu diesem Thema vermittelt. Darunter fallen zentrale Themen wie Kognitive Dissonanztheorie, Theorie der Selbstwahrnehmung und Heuristiken. Diese Vorlesungsreihe zeigte deutlich, wie tief verwurzelt die Attributionstheorien in der Soialpsychologie sind und wie sie uns helfen, menschliches Verhalten zu interpretieren und zu verstehen.

Interessanterweise werden in Dissertationen der Bildungswissenschaften und Psychologie oft Inauguraldissertationen benötigt, um akademische Grade wie Dr. phil. zu erlangen. Diese Arbeiten, wie die 2012 in Berlin präsentierte Dissertation, beinhalten datenbasierte Analysen und Tabellen, die Entscheidungskomponenten in kognitiven Systemen visualisieren.

Solche Studien zeigen auch, dass unsere Tendenz zur Illusion der Gewissheit und kognitive Fehlurteile aus einer evolutionären Perspektive betrachtet werden können. Dabei spielen Subjektive Informationsquellen eine entscheidende Rolle für persönliche Einschätzungen, die dann oft in Fragebögen und Entscheidungsexperimenten untersucht werden.

Insgesamt hat die Arbeit von Heider und seinen Nachfolgern einen bedeutenden Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion über soziale Einflüsse und deren Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung und Urteilsbildung geliefert. Ihre Forschungen haben uns ein klareres Bild davon gegeben, wie wir die Welt um uns herum interpretieren und welche kognitiven Mechanismen uns dabei beeinflussen.

Experimente und Untersuchungen zum Correspondence Bias

Experimente in der Sozialpsychologie haben eine Vielzahl von Einsichten in den Correspondence Bias geliefert. Besonders berühmte Studien wie das Experiment von Jones & Harris (1967) oder das Quiz-Show-Experiment von Lee Ross (1977) illustrieren eindrucksvoll, wie leicht Menschen Verhaltensweisen intern zuschreiben.

Das Experiment von Jones & Harris (1967)

In einem wegweisenden Experiment von Jones & Harris sollten Probanden eine Rede anhören, die entweder pro- oder kontra-Castro war. Auch wenn den Zuhörern mitgeteilt wurde, dass die Redner ihre Position zugewiesen bekommen hatten, neigten sie dennoch dazu, die Redner aufgrund ihrer geäußerten Positionen zu bewerten. Diese sozialpsychologischen Experimente zeigen deutlich die Tendenz, das Verhalten anderer auf persönliche Einstellungen und nicht auf situative Faktoren zurückzuführen.

Das Quiz-Show-Experiment von Ross et al. (1977)

Ein weiteres bedeutendes Beispiel für den Correspondence Bias ist das Quiz-Show-Experiment, das von Lee Ross und seinen Kollegen 1977 durchgeführt wurde. Hierbei wurden verschiedene Personen entweder als Quizmaster, Kandidaten oder Zuschauer eingeteilt. Trotz der offensichtlichen Wissensvorteile des Quizmasters wurde dieser von den Teilnehmern dennoch als intelligenter wahrgenommen, was zeigt, dass situative Vorteile oft übersehen und stattdessen Persönlichkeitsmerkmale betont werden.

Mehr über sozialpsychologische Experimenteveranschaulicht dies besonders gut.

Gründe und Ursachen für den Correspondence Bias

Der Correspondence Bias oder auch fundamentaler Attributionsfehler ist weitverbreitet und führt oft dazu, dass wir Verhaltensweisen eher den Persönlichkeitsmerkmalen einer Person zuschreiben, statt die Situation zu berücksichtigen. Doch was sind die Gründe für diese kognitive Verzerrung?

Aufmerksamkeitsverteilung

Ein wesentlicher Grund liegt in der *Aufmerksamkeitsverteilung*. Menschen verfügen nur über begrenzte Aufmerksamkeitsressourcen und tendieren daher dazu, auffällige Verhaltensaspekte unabhängig vom Kontext zu interpretieren. Wenn unsere Aufmerksamkeit auf eine Person gerichtet ist, übersehen wir oft die situationalen Faktoren, die das Verhalten beeinflussen könnten. Dieses Prinzip wird auch durch das Experiment von Taylor und Fiske (1975) eindrucksvoll illustriert.

Perzeptuelle Salienz

Die perzeptuelle Salienz spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Saliente, auffällige Personen oder Objekte stechen ins Auge und scheinen daher stärker auf Verhaltensweisen einzuwirken. Dies führt dazu, dass wir deren Verhalten überbewerten und weniger auf den umgebenden Kontext achten. Die Forschung zu kognitiven Verzerrungen unterstreicht, wie perzeptuelle Salienz zusammen mit der *Aufmerksamkeitsverteilung* zu Ursachen für Correspondence Bias wird.

Weitere Informationen zu verschiedenen kognitiven Verzerrungen finden Sie hier.

FAQ

Was ist der Correspondence Bias und warum ist er wichtig?

Der Correspondence Bias, auch bekannt als Attributionsfehler, beschreibt die menschliche Tendenz, das Verhalten anderer hauptsächlich auf deren stabile Persönlichkeitseigenschaften zurückzuführen, während situative Einflüsse oft übersehen werden. Dieses Verständnis ist in der Sozialpsychologie zentral, da es zeigt, wie Urteile über andere oft verzerrt und unvollständig sind, was zu Missverständnissen und Vorurteilen führen kann.

Wer hat den Correspondence Bias zuerst beschrieben?

Der Correspondence Bias wurde erstmals von Fritz Heider im Jahr 1958 beschrieben. Er erkannte die menschliche Tendenz, Verhalten systematisch aufgrund vermuteter Eigenschaften zuzuschreiben. In den folgenden Jahren wurde das Konzept durch weitere Wissenschaftler wie Lee Ross und Thomas Pettigrew weiterentwickelt.

Welche Experimente verdeutlichen den Correspondence Bias?

Zwei klassische Experimente verdeutlichen den Correspondence Bias besonders gut: Das Experiment von Jones & Harris (1967), bei dem Probanden das Verhalten eines Redners intern attribuierten, obwohl die Rede zugeteilt worden war, und das Quiz-Show-Experiment von Ross et al. (1977), wo der Wissensvorsprung des Quizmasters fälschlicherweise seiner Persönlichkeit zugeschrieben wurde.

Warum neigen Menschen zum Correspondence Bias?

Ein Hauptgrund sind beschränkte Aufmerksamkeitsressourcen, die dazu führen, dass Menschen interne Attributionen bevorzugen und kontextuelle Faktoren übersehen. Zudem spielt die perzeptuelle Salienz eine Rolle: Saliente, auffällige Personen oder Objekte erhalten mehr Aufmerksamkeit und werden als stärker Einfluss nehmend auf Verhaltensweisen eingeschätzt.

Wie beeinflusst der Correspondence Bias unser soziales Miteinander?

Der Correspondence Bias kann zu Missverständnissen und Vorurteilen führen, indem er Verhalten fälschlicherweise stabilen Persönlichkeitseigenschaften oder unveränderlichen Gruppenmerkmalen zuschreibt. Dies kann negative soziale Interaktionen und falsche Urteile über andere zur Folge haben.

Welche Rolle spielt die Sozialpsychologie im Verständnis des Correspondence Bias?

Die Sozialpsychologie untersucht, wie Menschen soziale Urteile fällen und welche Fehler dabei auftreten. Das Verständnis des Correspondence Bias ist Teil dieser Forschung und hilft, kognitive Verzerrungen zu identifizieren und zu verstehen, wie sie unsere zwischenmenschlichen Beziehungen beeinflussen.

Gibt es kulturelle Unterschiede im Umgang mit dem Correspondence Bias?

Ja, es gibt Hinweise darauf, dass der Correspondence Bias in verschiedenen Kulturen unterschiedlich stark ausgeprägt ist. In individualistischen Kulturen (z.B. USA) neigen Menschen eher dazu, Verhalten auf Persönlichkeitseigenschaften zurückzuführen, während in kollektivistischen Kulturen (z.B. Japan) situative Faktoren stärker berücksichtigt werden.